Architektur bildet die äußere Hülle menschlichen Lebens und der Gesellschaft. Die Gebäude organisieren dieses Leben und spiegeln es gleichzeitig durch ihre äußere Gestalt wider.
Es sind die Wechselbeziehungen zwischen den Architekturformen und dem Menschen als Maß aller Dinge und beider Verhältnis zur Umgebung des Gebäudes, wie überhaupt zur Natur, die das Bauwerk zum Bindeglied zwischen Mensch und natürlicher Umwelt machen.


Die beste Grundlage für die künstlerische Gestaltung eines Gebäudes ist eine klare, ungezwungene und den Bedürfnissen in einfacher Weise Rechnung tragende Grundrißdisposition. Sie bringt eine natürliche und deshalb gute Verteilung der Massen sowie der Öffnungen in den Flächen mit sich. Ist diese Grundlage gut, so bedarf es nur weniger Kunstmittel, um das Gebäude zu einer angenehmen künstlerischen Wirkung zu bringen.
Ludwig Hoffmann ( 1852 - 1932 )

ARCHITEKTUR  in  Deutschland

  1. Epochen
  2. Der Baumeister Karl Friedrich Schinkel
  3. Erläuterungen zu einigen Fachbegriffen
  4. Die historische Altstadt von Görlitz
  5. Architektonische Besonderheiten in der Lausitz und Niederschlesien

 
EpocheStilmerkmaleBauwerke / Baumeister
Romanik
1020 - 1250
Romanischer Kirchenbau:
Kreuzgratgewölbe
gebundenes System
Umgangs- bzw. Staffelchor
Krypta
Wandmalerei
figürliche Plastik an den Fassaden
Dom zu Worms
Stiftskirche in Quedlinburg
Salisch 1040 - 1140
Staufisch 1140 - 1250

Gotik
1235 - 1520
Gotischer Sakralbau:
Auflösung der geschlossenen Wandflächen (Skelettbau) Kreuzrippengewölbe
Spitzbogen
Maßwerkfenster
Strebesystem
Deutsche Backsteingotik
Magdeburger Dom
Dom in Halberstadt
Frühgotik 1235 - 1250
Hochgotik 1250 - 1350
Spätgotik 1350 - 1520
(Deut. Sondergotik)

Renaissance
1520 - 1660
reiche antikisierende Formen:
Säulen, Pilaster, Profile
horizontale kräftige Gesimse
Zwerchhäuser mit Volutengiebeln
Portale mit Säulenrahmung
Galerien, Wendelsteine
prächtike Ornamentik
betonte Symmetrien der Proportionen
Manierismus: zunehmende Abkehr von der Ausgewogenheit (antiklassisch)
opt. Täuschung, vertikale Überdehnung
Auswucherung dekorativer Ornamentformen
Spiralen, Knorpel-/ Ohrmuschelwerk
Schloss Hartenfels in Torgau
Dresdner Schloss
Frührenaissance 1520 - 1560
Hochrenaissance u. Manierismus
1550 - 1620
Knorpelstil 1600 - 1660
C. Krebs, W. Roßkopf,
N. Grohmann, N. Hoffmann,
H. Schickhardt, H. Lotter,
G. Beer, E. Holl

Barock
1660 - 1780
Auflösung klassischer Formen in Bewegung und Fülle
Kirchenbauten: Verschmelzung von Langhaus und Zentralraum
Gesamtkunstwerke (Schloss, Kloster und Kirche)
Außenfassade: Betonung der Mitte
innen: dekorative Ausschmückung durch Malerei/ Plastik
Rokoko: überwiegend Innenraum-Dekorationstil
-unsymmetrische Rocaille-Form, Putten,
Rankenwerk, Stuck- und Freskomalerei
Residenz in Würzburg
Dresdner Zwinger
Deutsche Staatsoper Berlin
Schloss Sanssouci
Rokoko 1735 - 1780 J.B. Fischer v.Erlach, M.D. Pöppelmann,
A. Schlüter, G.W. v.Knobelsdorff

Klassizismus
1735 - 1830
eng an antike Kunst angelehnt - „klassische" Formenstrenge
Einfachheit und Klarheit in Form und Material, kubische Bauformen,
großflächige Wände, maßvolles Dekor
antikische Giebelformen, Portiken, Reliefs
Säulenstellung unter Vorherrschaft horiz. Linien,
Symmetrie und überlieferten Proportionen
Schloss Wörlitz
Brandenburger Tor
Glyptothek in München
Altes Museum Berlin
F.W. v.Erdmannsdorff, D. Gilly,
C.G. Langhans, L. v.Klenze
F. Weinbrenner, K.F. Schinkel

Historismus
1820 - 1910/1940
formaler Rückgriff auf alle früheren Stilformen:
Neoromanik, Neogotik, Neorenaissance, Neobarock, Neoklassizismus
gipfelt im Eklektizismus der Gründerzeit:
prunkvolle Regierungs- und Geschäftsgebäude,
protzige Villen „Wilhelminischen Stils"
Kitsch und Dekadenz
Heilandskirche Sakrow (b. Potsdam)
Rathaus Bielefeld
Reichstagsgebäude Berlin
Oper in Dresden
Gründerstil 1870 - 1920 F. v.Gärtner, G. Semper, P. Wallot

Moderne
ab 20. Jh.
Jugendstil:
wellig fließende Linien und Formen nach organ. Vorbild
- Pflanzen, Schwan, Kranich, wehendes Haar, Feuer
Expressionismus:
zunächst rundplastische Formen
dann Stalaktitendecke und orgelpfeifenförmige Gebilde
später spitzwinklige, die Horizontale überbetonende Bauten
Bauhaus: an den Bauecken keine sichtbaren Träger
gläserne Vorhangfassade
Internationaler Stil: Asymmetrie in Grund- und Aufriss
kubische Bauformen, Skelettbau
breite Fensterbänder, Vorhangfassaden
weißer Putz, Verzicht auf Ornament und Profil
Atelier Elvira in München
Salzburger Festspielhaus
Bauhaus in Dessau
Jugendstil 1890 - 1910
Expressionismus
  1910 - 1925
Bauhaus 1906 - 1933
Internationaler Stil
  ab 1922
A. Endell, J.M. Olbrich, P.Behrens
H. Poelzig
H. v.d.Velde, W. Gropius, M. v.d.Rohe

Postmoderne
ab 1980
intellektuelle, gelegentlich ironisch heitere Architektur
mit Versatzstücken der Antike bzw. der Renaissance (attische Säulen) durchsetzt
wieder Ornamente
Neue Staatsgalerie in Stuttgart


Karl Friedrich Schinkel - Der Jahrhundertarchitekt

„Schinkel ist kein Name, sondern ein Baustil“, sollen manche Berlin-Touristen gesagt haben.

Karl Friedrich Schinkel (1781 Neuruppin - 1841 Berlin), der bedeutenste Baumeister des Klassizismus in Deutschland, wirkte nicht nur als Architekt, sondern auch als romantischer Landschaftsmaler und Schöpfer von Bühnenbildern.

Er war Schüler von D. und F. Gilly an der Bauakademie Berlin und begeisterte sich zunächst für Gotik, dann Klassizismus griechischer Prägung. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts (seit 1910 in preußischem Staatsdienst, u.a. als Pionier der Denkmalpflege) entwickelte er Ideen und Konzeptionen einer neuen Architektur unter dem Einfluss der industriellen Revolution. Schinkel baute staatliche Gebäude, Akademien, Kirchen, Kasernen, Repräsentationsbauten. Sein schönstes Werk ist wohl „Das alte Museum“ in Berlin.

Er unternahm viele Reisen, war für Neues sehr empfänglich und sein Einfluss ging über die Grenzen Deutschlands hinaus:
z.B. schuf er Entwürfe für
    - die Peterskirche in Petersburg,
    - den Kaiserlichen Palast Orianda in der Krim,
    - eine Residenz für die Akropolis in Athen, die jedoch nie gebaut wurde.

Seine Hauptwerke:

- ehem. Neue Wache (1816-1818),
- Schauspielhaus (1818-1821),
- Altes Museum (1824-1830),
- Werdersche Kirche (1824-1831) in Berlin;

- Charlottenhof (1826-1827),
- Römische Bäder (1833-1835),
- Nikolaikirche (1830-1837) in Potsdam;

- Hauptwache (1831-1833) in Dresden,
- Schloss Marxwalde (1820-1823),
- Nikolaikirche (1821-1824) in Magdeburg,
- Entwurf für Schloss Granitz (ab 1836),
- Kirche in Straupitz (Spreewald),
- Alte Bauschule in Zittau,
- Rathaus in Zittau.

Karl Friedrich Schinkel hat die Schönheit Preußens erfunden. Berlin und Brandenburg sind bis heute von seinen Bauten geprägt.



Was bedeutet eigentlich Karnies oder Tympanon?


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Abakus
Quadratische Deckplatte des Kapitells.
Achtort
Regelmäßiges Achteck: wichtige geom. Konstruktionsfigur der Gotik für Grundrisse.
Ädikula
Aus Säulen, Architrav und Giebelaufsatz bestehender rahmender Aufbau um Portale, Fenster, Nischen usw.
Agraffe
in Architektur: Verzierung im Scheitel eines Rundbogens.
Akanthus
stilisiertes Blattornament in Anlehnung an eine mediterrane Distelart,
fand bereits in der Antike Anwendung, findet sich in Kapitellen, Friesen und als Flächenornament
Neubelebung des Akanthus in Renaissance, Barock und Historismus.
Akroterion
Bekrönendes Zierglied an Spitzen und Enden von Giebeln.
Altan
Aus oberen Stockwerken ins Freie führende, bis zum Erdboden unterbaute Plattform.
Anfänger
Erster Stein eines Boden oder Gewölbes über dem Kämpfer.
Apsis
(auch Apside, Koncha, Tribuna, Exedra) halbrunde, von Halbkuppel überdeckte Raumform für die Aufnahme des Altars (in altchristl. Basiliken).
Arabeske
Dekorationselement aus Blatt- und Rankenwerk stilisierter Pflanzen.
Architrav
waagerechter, den Oberbau tragender Hauptbalken über Säulen, Pfeilern oder Pilastern antiker und von ihr abgeleiteten Architekturen.
Archivolte
Bandartige, profilierte, mit reichem plastischen Schmuck versehene Rahmenleiste an Portalen der Antike, Romanik (speziell Stufenportal), Frühgotik und Renaissance.
Arkade
Überwölbter Bogengang oder Aneinanderreihung auf Säulen oder Pfeilern ruhender Bogenstellungen.
Astragal
Ionisches Zierelement aus runden und länglichen Perlen mit Zwischenplättchen an Kapitellen, Gebälk, Kassettendecken (Wiederaufnahme in Renaissance und Klassizismus).
Astwerk
Plastische Schmuckform der Spätgotik: kahle, knorrige, mit vielen Stümpfen versehene Äste.
Attika
Brüstungsartiger Aufbau oder niedriger Mauerstreifen über dem Hauptgesims eines Gebäudes, einer Säulen- oder Pilasteranordnung;
als ästhetischer Abschluss und zur Verdeckung dahinter liegender Dächer.
Auskragung
Hervorspringen eines Bauteiles aus der stützenden Wand.
Baluster
Geschwungene Säulchen aus Holz und Stein, die mit dem Handlauf ein offenes Geländer (Balustrade) bilden.
Bandrippe
Massives, flach rechteckiges Steinband im frühen Kreuzrippengewölbe.
Basilika
In altröm. Baukunst mehrschiffige profane Halle mit überhöhtem Mittelschiff und niedrigeren Seitenschiffen, z.T. mit angefügten Apsiden und Emporen.
Beischlag
Erhöhter, mit Geländer oder Brüstung umgebener und über eine Freitreppe betretbarer Vor- und Sitzplatz an Bürgerhäusern.
Bekrönung
Seit der Antike verwendeter frei endender Abschluss von Baugliedern (in Form von Attiken, Balustraden, Vasen, Plastiken ...).
Beschlagwerk
Laubsägeartige oder Metallbeschläge nachahmende Band- oder Leistenverzierung mit vorgetäuschten Nagelköpfen.
Birnstab
Stabartiges Schmuckprofil der Gotik mit birnenförmigem Querschnitt.
Blende
Scheinarchitektur, die Bögen, Arkaden, Fenster, Portale und dergleichen einer geschlossenen Wand „blind“ vorsetzt ohne dahinter befindliche Öffnung.
Bogenfries
Reihung kleiner Blendbögen, Ziermotiv der Romanik.
Bündelpfeiler
Spätroman. und got. Kernpfeiler mit rundum gruppierten Dreiviertelsäulen.
Campanile
Freistehender Glockenturm einer Kirche.
Cantonierter Pfeiler
Mit 4 Halbsäulen als Diensten besetzter got. Pfeiler.
Chinoiserie
Abgewandelte Nachbildung ostasiatischer Zierformen.
Chörlein
(Kapellenerker) kleine aus der Fassade hervortretende Andachtsräume.
Deutsches Band
Zickzackfries aus übereckstehenden Steinen (Backsteinbau).
Diamantierung
Diamantartige Flächengestaltung von Quader, Putz-, Stuck- und Metallflächen in Renaissance und Barock.
Dienste
Wand- und Pfeilervorlagen in Stabform oder eingebundenen Säulchen als Stützen der Gurte und Riemen (Kreuzrippengewölbe).
Diptychon
In mittelalt. Kunst das zweiflügelige Altarbild ohne Mittelteil.
Docke
Gedrechselte Stütze eines Holzgeländers.
Dreischneuß
Spätgot. Maßwerkform: 3 Fischblasen füllen Kreisform aus.
Dreistrahlgewölbe
Aus 3 Kappen und 3 Graten bzw. Rippen bestehende Wölbungsart zur Überdeckung dreieckiger Gewölbefelder.
Drillingfenster
Fenstergruppe aus 3 Öffnungen, die durch Pfeiler, Pfosten oder Säulen getrennt sind.
Durchhaus
Typus eines Kaufmannshauses, bestehend aus ein oder mehreren hintereinander liegenden schmalen Höfen eines von 2 Straßen tangierten Grundstückes, ermöglichte Durchfahrt ohne Wendung.
Enfilade
Axiale Raumfolge mit Türen, die im geöffneten Zustand einen Durchblick und gerades Durchschreiten durch alle Zimmer gestatten.
Epitaph
In der Renaissance Wanddenkmäler mit Schrifttafeln zum Andenken an Verstorbene.
Fensterrose
(Radfenster), große kreisförmige Fensterform der Romanik und Frühgotik.
Feston
Bogenförmige Hängegirlande aus Blüten, Blättern und Früchten.
Fiale
Türmchenartiges Zierglied der Gotik, bevorzugtes Bekrönungselement von Strebepfeilern und Wimpergen.
Fresko
Gemälde aus Erdfarben, die auf den frischen, feuchten Kalkputz aufgetragen werden und beim Trocknen eine sehr haltbare Verbindung eingehen.
Fries
Dekorativer, durch Malerei, Ornamente und figürliche Darstellungen geschmückter Flächenstreifen zur Gliederung von Architekturteilen; in der Antike Abfolge von Metopen und Triglyphen, Akanthusfries, Palmettenfries, Eierstab, Mäander; in der Romanik Rundbogen-, Schachbrett- und Zahnschnittfries sowie Deutsches Band; in der Gotik Laub- und Blattwerkfriese; seit der Renaissance Bogen-, Rosetten- und Figurenfriese sowie nach antiken Vorbildern.
Gesims
Waagerecht aus der Mauerflucht vorkragendes Bauelement unterschiedlicher Prägung und Profilierung, notwendig als Dachgesims zum Schutz darunterliegender Wände, ebenso als Abdeckung von Sockeloberkanten.
Gewände
Schräge Einschnittflächen von Portalen und Fenstern in Mauern.
Gloriette
Tempel- oder pavillonartiges Gebäude auf einer Anhöhe.
Goldener Schnitt
Teilung einer Strecke in 2 ungleiche Teile, wobei sich die Gesamtstrecke zum größeren Teil wie der größere zum kleineren Teil verhält; wird als harmonischstes Proportionsschema empfunden.
Grat
Schnittlinie der Gewölbekappen.
Groteske
Phantasievoll gemaltes Ornament aus grazilem Rankenwerk, in das Menschen- und Tiergestalten, Trophäen, Früchte und Blumen eingefügt sind.
Hallenkirche
Sakrale Raumform, bei der gleichhohe Mittel- und Seitenschiffe unter einem gemeinsamen Dach vereint sind.
Hallenkrypta
Häufigste Form der roman. Krypta, 3-schiffige kreuzgewölbte Anlage mit Grabraum, Reliquie und Altar.
Joch
Ein von 4 senkrechten Stützen und überdeckenden Gewölbefeldern gegliederter Teilraum einer Gewölbefolge (z.B. im Kirchenschiff), auch der Bogenabschnitt zwischen 2 Pfeilern (im Brückenbau).
Kaffgesims
Sonderform eines horizont. Gesimsbandes der Gotik unterhalb der Fenster, dessen Abschrägung mit Wasser ableitenden Deckplatten belegt ist.
Kämpfer
Oberste, meist vorspringende Platte zwischen Pfeiler oder Säule, die als Auflager für Gebälke, Bögen oder Gewölbe dient.
Kanneluren
Senkrechte, in den Schaft von Säulen eingetiefte Hohlkehlen als Mittel zur optischen Erzeugung von Schlankheit und Licht-Schatten-Wirkung.
Kapitell
Kopf einer architekt. Stütze (Säule, Pfeiler, Pilaster) zur Erweiterung des Auflagers.
Kappe
Durch Schnitte der Grate begrenzte Teilfläche eines Gewölbes.
Karnies
Zierglied mit S-förmig gekrümmtem Profil, als Steigender oder Fallender Karnies oft Zwischenglied an einem Pfeiler oder Gesims.
Kartusche
Ornamentales Zierglied aus schildartiger Fläche für Inschriften, Jahreszahlen, Wappen usw. und einem Rahmenwerk aus Rollwerk, Akanthus oder Rocaillen.
Kassettendecke
Durch sich überkreuzende Balkenlagen in einzelne Felder aufgeteilte, vorherrschend flache, aber auch gewölbte Decke.
Knorpelwerk
Ornamentale Zierform,bestehend aus Bandformen mit knorpelartigen Verknotungen, entstanden aus der Auflösung des Rollwerks.
Kolonnade
Säulengang mit geradem Gebälkabschluss.
Konsole
Aus Mauer hervorkragender, oftmals gegliederter und plastisch verzierter Tragstein, der anderen Bauteilen als Auflage dient.
Krabbe
(Kriechblume), Blattornament der Gotik an Bogenläufen und schräg verlaufenden Architekturgliedern.
Kreuzblume
(Giebelblume), plastisches Ornament der Gotik in Form eines kreuzförmigen Blatt- oder Blütenstandes, verbreitet als Bekrönungselement.
Kreuzgewölbe
Entsteht bei der rechtwinkligen Durchdringung zweier gleichgroßer Tonnengewölbe.
Kreuzrippengewölbe
Kreuzgewölbe, bei dem die Grate durch Rippen besonders verstärkt sind.
Krypta
Halb oberirdischer hallenartiger Raum unter dem Chor einer roman. Kirche zur Aufnahme von Reliquien und Grabstätten bedeutender Persönlichkeiten.
Kyma
Schmuckleiste der antiken Architektur, besonders an Tempelgesimsen als Hohlkehlen, Eierstab oder Reihung herzförmiger Blätter.
Laibung
Senkrecht ins Mauerwerk eingeschnittene Wandung von Tür und Fenster.
Lambris
Holz-, Marmor- oder Stuckverkleidung im unteren Wandbereich (innen).
Laterne
Rundes oder polygonales, von Fenstern und Öffnungen durchbrochenes Türmchen auf Scheitelöffnungen von Kuppeln und Dächern.
Lettner
Hohe massive Scheidewand (zwischen Chor und Mittelschiff) mit Plattform für den Vortrag des Evangeliums.
Lisene
Aus Mauer hervortretender schmaler senkrechter Streifen als Gliederungselement von Wandflächen.
Mäander
Eine der wichtigsten Ornamentformen der Antike; Rechtwinklig gebrochenes oder spiralförmiges Band (Stilisierung eines vielfach gewundenen Flusslaufes).
Maskaron
Plastisch-dekorative Form in Gestalt einer stilisierten Maske.
Maßwerk
Mit dem Zirkel gemessenes, d.h. konstruiertes Ornament aus Kreisen und Kreissegmenten; durchbrochene Flächenfüllungen an Fenstern, Balustraden, Mauerfeldern.
Maureske
Stark stilisiertes und symmetrisiertes Flächenornament der Renaissance, dünnlinige Ranken, Blüten und Blätter, die sich in Schwüngen durchdringen.
Medaillon
Flaches plastisches Bildwerk (Relief) in runder oder ovaler Form mit Bildnisdarstellungen als Schmuckmotiv an Fassaden, Portalen, Fenstern, Bögen.
Monopterus
Pavillonartiges Gehäuse, bei dem der Säulenkranz als Träger des Daches ausgebildet ist; In Barock und Klassizismus beliebte Form des Gartentempels.
Muschelwerk
Muschelähnliche Dekorationsform für die aus Stuck hergestellte Innenausstattung.
Netzgewölbe
„Figuriertes“ Gewölbe der Spätgotik, bei dem sich die Rippen maschen- oder netzartig über die tonnenförmigen Gewölbelaibungen ausbreiten.
Obergaden
Fensterregion im Mittelschiff einer Basilika.
Ochsenauge
Runde oder ovale Fensterform (Barock).
Ogive
Frz. Bezeichnung für Spitzbogen.
Ohrmuschelstil
Ornament mit teigig-quellender Oberfläche (erinnert an menschl. Ohrmuschel), verwandt mit Knorpelwerk.
Pilaster
Element der Wandgliederung: den Wänden flach aufliegender Pfeiler, aus Basis, Schaft und Kapitell bestehend.
Pilote
Freie Pfeiler oder Stützen (oft V-Form), die ein Gebäude tragen, das im Erdgeschoss allseitig offen ist.
Pinienzapfen
Knaufartige Schmuckform als Dach- oder Giebelbekrönung der Spätrenaissance, Symbol der Fruchtbarkeit.
Plinthe
Rechteckige oder quadratische Fußform von Säule, Pfeiler, Postament und Statue.
Portikus
Von Säulen oder Pfeilern gestützter Vorbau an den mit Haupteingängen versehenen Fassaden.
Pylon
Massiver, turmartiger Baukörper mit rechteckigem Grundriss und abgeschrägten Seitenwänden, meist paarweise zur Flankierung von Portalen.
Quaderung
Nachahmung von Quadermauerwerk durch Putz oder aufgemalte Fugen (in Renaissance, Barock und Eklektizismus).
Riese
Pyramidenförmiger, mit Krabben und Kreuzblume gezierter Helm einer Fiale.
Risalit
Vorspringender Teil eines symmetrisch angelegten Gebäudes zur plastischen Fassadengliederung.
Rocaille
Unsymmetrisches Muschel- und Schnörkelwerk in Verbindung mit Ranken und netzartigen Flächenfüllungen, Hauptornamentform des Rokoko.
Rotunde
Kleines Gebäude über einem kreisförmigen Grundriss oder runder Innenraum unter einer Kuppelwölbung.
Schildbogen
Längengurt eines Gewölbes, der das Joch an den Seiten der Obergadenwände begrenzt.
Schwibbogen
Bogenförmige Stütze zur Ableitung von horizontalen Kräften (Strebebogen).
Sgraffito
Wetterbeständige Technik der Außenwanddekoration verputzter Wandflächen, bei der mehrere verschiedenfarbige Putzschichten übereinander aufgetragen und durch anschlie&sendes Herauskratzen die zur Dekoration gewünschten Farben freigelegt werden.
Sprenggiebel
Ein in der Mitte geöffneter Giebel, häufig zusätzlich verkröpft.
Stufenportal
Portal der Romanik und frühen Gotik mit abgestuften Gewänden, in die oft Säulen oder Plastiken eingefügt wurden, die Stufungen setzen sich meist in Archivolten fort (im Bogenabschluss), die das Tympanon rahmen.
Tabernakel
Aus Säulen und Dach bestehendes Ziergehäuse der Gotik für die Aufnahme figürlicher Plastiken.
Tourelle
Auskragendes Dach- oder Mauertürmchen.
Triforium
Echter oder vorgeblendeter Laufgang an Hochwänden von gotischen Kathedralen, Mittelglied zwischen unterer Arkaden- und oberer Fensterreihung zur optischen Auflockerung der Wandflächen.
Tympanon
Bogenfeld eines roman. oder got. Portals oberhalb des Türsturzes.
Volute
Spiralförmig aufgerollte Verzierung, beliebtes Bauglied zur Vermittlung zwischen horizont. und vertik. Baulinien an Giebeln in Renaissance und Barock.
Vorhangbogen
Spezieller Bogenabschluss der Übergangsperiode zwischen Spätgotik und Frührenaissance.
Voute
Meist im Viertelkreis verlaufende Ausrundung zwischen Wand und Decke (Innenraum).
Wandpfeilerkirche
Gotische Hallenkirche, bei der die Strebepfeiler im Innern der Seitenschiffe angeordnet sind.
Welsche Haube
Geschweiftes Turmdach mit zwischengeschalteter Laterne.
Wendelstein
(auch Schnecke) ältere Bezeichnung für Wendeltreppe.
Wimperg
Gotischer Ziergiebel über Portalen und Fenstern.
Wirtel
Steinerner Ring einer Säule um die Schaftmitte.
Zwerchgiebel
Giebelförmiger Aufbau an der Traufseite eines Daches.
Zwerchhaus
Dachhaus mit quer (zwerch) zum Hauptdach verlaufendem First.
Zwerggalerie
Zierstreifen der Romanik aus kleinen aneinander gereihten Säulenkaden zur plastischen Auflockerung des Außenmauerwerks.
Zwickel
Dreieckiges Gewölbefeld.
Zwiebelhelm
Barocke Dachform, entstanden aus Welscher Haube.

Architektur in der Lausitz und Niederschlesien

1. Fürst-Pückler-Park
2. Historische Altstadt Görlitz
3. Löbauer Turm
4. Schrotholzhäuser


Fürst-Pückler-Park in Bad Muskau

Der größte Landschaftspark Deutschlands (600 ha) wurde durch Fürst Pückler 1815 bis 1845 gestaltet. Man findet in ihm das Residenzschloss des Fürsten Hermann von Pückler-Muskau, das Alte Schloss (Museum), Tropenhaus, Sanatorium (Moorbad), die Ruine der Bergkirche sowie die Orangerie. Der Park mit Bade- und Bergpark, Schlosspark mit Herrmannsneiße und Eichseewasserfall begeistert durch beeindruckende Diagonal- und Fernsichten große Parkwiesen, alten Baumbestand und belebende Wasserläufe.

Historische Altstadt Görlitz

Beinahe 200 Denkmale aus Spätgotik und Renaissance, aus Barock, Gründerzeit und Jugendstil prägen das Stadtbild ebenso wie die Silhouette zahlreicher Türme und Reste der Wehranlagen.

Görlitz: Bilder und Informationen

König-Friedrich-August-Turm auf dem Löbauer Berg

1854 erbauter einziger gusseiserner Aussichtsturm Europas

Die Architektur des Turmes entspricht einem Neostil des 19. Jahrhunderts byzantinischer und gotischer Ornamentik.

Höhe: 28 Meter
Durchmesser: 4 Meter
Achteckige Form
8 m in den Fels gegründet
4 Stockwerke im Innern
3 Galerien in 12, 18 und 24 Meter Höhe
Wendeltreppe mit 120 Stufen

Es wurden über 1.000 Einzelteile mit einem Gewicht von 70 Tonnen verbaut.
Die Teile sind hauptsächlich zusammengesteckt und mit Blei verschlagen.

Schrotholzhäuser

Als Schrotholzhäuser werden alte Blockbauten in der Lausitzer Heide genannt, deren vollkantige Balken mit dem Schrotbeil (Breitbeil) behauen wurden.
Die als Bauholz ausgewählten Kiefernstämme wurden drei bis vier Jahre vor dem Fällen unterhalb der Krone geringelt. In dem harzigen Holz des verkienten Stammes konnten sich keine Schädlinge halten.
Oberlausitzer Schrotholzbauten besitzen völlig glatte Außenwände mit Verkämmerung bzw. Verblattung an den Kanten.

Heute gibt es noch ca. 250 Schrotholzbauten, wie die Kirche in Sprey und den Erlichthof in Rietschen - eine kleine Siedlung historischer Schrotholzhäuser, die dem Tagebau weichen mussten und hierher umgesetzt wurden.