Architektur bildet die äußere
Hülle menschlichen Lebens und der Gesellschaft. Die Gebäude organisieren dieses Leben und
spiegeln es gleichzeitig durch ihre äußere Gestalt wider.
Es sind die Wechselbeziehungen zwischen den Architekturformen und dem Menschen
als Maß aller Dinge und beider Verhältnis zur Umgebung des Gebäudes, wie
überhaupt zur Natur, die das Bauwerk zum Bindeglied zwischen Mensch und natürlicher
Umwelt machen.
Die beste Grundlage für die künstlerische Gestaltung eines Gebäudes ist eine klare, ungezwungene und den Bedürfnissen in einfacher Weise Rechnung tragende Grundrißdisposition. Sie bringt eine natürliche und deshalb gute Verteilung der Massen sowie der Öffnungen in den Flächen mit sich. Ist diese Grundlage gut, so bedarf es nur weniger Kunstmittel, um das Gebäude zu einer angenehmen künstlerischen Wirkung zu bringen. |
Ludwig Hoffmann ( 1852 - 1932 ) |
Epoche | Stilmerkmale | Bauwerke / Baumeister |
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Romanik 1020 - 1250 | Romanischer Kirchenbau: Kreuzgratgewölbe gebundenes System Umgangs- bzw. Staffelchor Krypta Wandmalerei figürliche Plastik an den Fassaden | Dom zu Worms Stiftskirche in Quedlinburg |
Salisch 1040 - 1140 Staufisch 1140 - 1250 | ||
Gotik 1235 - 1520 |
Gotischer Sakralbau: Auflösung der geschlossenen Wandflächen (Skelettbau) Kreuzrippengewölbe Spitzbogen Maßwerkfenster Strebesystem Deutsche Backsteingotik | Magdeburger Dom Dom in Halberstadt |
Frühgotik 1235 - 1250 Hochgotik 1250 - 1350 Spätgotik 1350 - 1520 (Deut. Sondergotik) | ||
Renaissance 1520 - 1660 | reiche antikisierende Formen: Säulen, Pilaster, Profile horizontale kräftige Gesimse Zwerchhäuser mit Volutengiebeln Portale mit Säulenrahmung Galerien, Wendelsteine prächtike Ornamentik betonte Symmetrien der Proportionen Manierismus: zunehmende Abkehr von der Ausgewogenheit (antiklassisch) opt. Täuschung, vertikale Überdehnung Auswucherung dekorativer Ornamentformen Spiralen, Knorpel-/ Ohrmuschelwerk | Schloss Hartenfels in Torgau Dresdner Schloss |
Frührenaissance 1520 - 1560 Hochrenaissance u. Manierismus 1550 - 1620 Knorpelstil 1600 - 1660 | ||
Barock 1660 - 1780 | Auflösung klassischer Formen in Bewegung und Fülle Kirchenbauten: Verschmelzung von Langhaus und Zentralraum Gesamtkunstwerke (Schloss, Kloster und Kirche) Außenfassade: Betonung der Mitte innen: dekorative Ausschmückung durch Malerei/ Plastik Rokoko: überwiegend Innenraum-Dekorationstil -unsymmetrische Rocaille-Form, Putten, Rankenwerk, Stuck- und Freskomalerei |
Residenz in Würzburg Dresdner Zwinger Deutsche Staatsoper Berlin Schloss Sanssouci |
Rokoko 1735 - 1780 | ||
Klassizismus 1735 - 1830 |
eng an antike Kunst angelehnt - „klassische" Formenstrenge Einfachheit und Klarheit in Form und Material, kubische Bauformen, großflächige Wände, maßvolles Dekor antikische Giebelformen, Portiken, Reliefs Säulenstellung unter Vorherrschaft horiz. Linien, Symmetrie und überlieferten Proportionen |
Schloss Wörlitz Brandenburger Tor Glyptothek in München Altes Museum Berlin |
Historismus 1820 - 1910/1940 |
formaler Rückgriff auf alle früheren Stilformen: Neoromanik, Neogotik, Neorenaissance, Neobarock, Neoklassizismus gipfelt im Eklektizismus der Gründerzeit: prunkvolle Regierungs- und Geschäftsgebäude, protzige Villen „Wilhelminischen Stils" Kitsch und Dekadenz |
Heilandskirche Sakrow (b. Potsdam) Rathaus Bielefeld Reichstagsgebäude Berlin Oper in Dresden |
Gründerstil 1870 - 1920 | ||
Moderne ab 20. Jh. | Jugendstil: wellig fließende Linien und Formen nach organ. Vorbild - Pflanzen, Schwan, Kranich, wehendes Haar, Feuer Expressionismus: zunächst rundplastische Formen dann Stalaktitendecke und orgelpfeifenförmige Gebilde später spitzwinklige, die Horizontale überbetonende Bauten Bauhaus: an den Bauecken keine sichtbaren Träger gläserne Vorhangfassade Internationaler Stil: Asymmetrie in Grund- und Aufriss kubische Bauformen, Skelettbau breite Fensterbänder, Vorhangfassaden weißer Putz, Verzicht auf Ornament und Profil |
Atelier Elvira in München Salzburger Festspielhaus Bauhaus in Dessau |
Jugendstil 1890 - 1910 Expressionismus 1910 - 1925 Bauhaus 1906 - 1933 Internationaler Stil ab 1922 | ||
Postmoderne ab 1980 |
intellektuelle, gelegentlich ironisch heitere Architektur mit Versatzstücken der Antike bzw. der Renaissance (attische Säulen) durchsetzt wieder Ornamente | Neue Staatsgalerie in Stuttgart |
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„Schinkel ist kein Name, sondern ein Baustil“, sollen manche Berlin-Touristen gesagt haben.
Karl Friedrich Schinkel (1781 Neuruppin - 1841 Berlin), der bedeutenste Baumeister des Klassizismus in Deutschland, wirkte nicht nur als Architekt, sondern auch als romantischer Landschaftsmaler und Schöpfer von Bühnenbildern.
Er war Schüler von D. und F. Gilly an der Bauakademie Berlin und begeisterte sich zunächst für Gotik, dann Klassizismus griechischer Prägung. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts (seit 1910 in preußischem Staatsdienst, u.a. als Pionier der Denkmalpflege) entwickelte er Ideen und Konzeptionen einer neuen Architektur unter dem Einfluss der industriellen Revolution. Schinkel baute staatliche Gebäude, Akademien, Kirchen, Kasernen, Repräsentationsbauten. Sein schönstes Werk ist wohl „Das alte Museum“ in Berlin.
Er unternahm viele Reisen, war für Neues sehr empfänglich und sein Einfluss
ging über die Grenzen Deutschlands hinaus:
z.B. schuf er Entwürfe für
- die Peterskirche in Petersburg,
- den Kaiserlichen Palast Orianda in der Krim,
- eine Residenz für die Akropolis in Athen, die jedoch nie gebaut wurde.
Seine Hauptwerke:
- ehem. Neue Wache (1816-1818),
- Schauspielhaus (1818-1821),
- Altes Museum (1824-1830),
- Werdersche Kirche (1824-1831) in Berlin;
- Charlottenhof (1826-1827),
- Römische Bäder (1833-1835),
- Nikolaikirche (1830-1837) in Potsdam;
- Hauptwache (1831-1833) in Dresden,
- Schloss Marxwalde (1820-1823),
- Nikolaikirche (1821-1824) in Magdeburg,
- Entwurf für Schloss Granitz (ab 1836),
- Kirche in Straupitz (Spreewald),
- Alte Bauschule in Zittau,
- Rathaus in Zittau.
Karl Friedrich Schinkel hat die Schönheit Preußens erfunden. Berlin und Brandenburg sind bis heute von seinen Bauten geprägt.
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Fürst-Pückler-Park in Bad Muskau Der größte Landschaftspark Deutschlands (600 ha) wurde durch Fürst Pückler 1815 bis 1845 gestaltet. Man findet in ihm das Residenzschloss des Fürsten Hermann von Pückler-Muskau, das Alte Schloss (Museum), Tropenhaus, Sanatorium (Moorbad), die Ruine der Bergkirche sowie die Orangerie. Der Park mit Bade- und Bergpark, Schlosspark mit Herrmannsneiße und Eichseewasserfall begeistert durch beeindruckende Diagonal- und Fernsichten große Parkwiesen, alten Baumbestand und belebende Wasserläufe. | ![]() | ||
![]() | Historische Altstadt Görlitz Beinahe 200 Denkmale aus Spätgotik und Renaissance, aus Barock, Gründerzeit und Jugendstil prägen das Stadtbild ebenso wie die Silhouette zahlreicher Türme und Reste der Wehranlagen. Görlitz: Bilder und Informationen | ||
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1854 erbauter einziger gusseiserner Aussichtsturm Europas Die Architektur des Turmes entspricht einem Neostil des 19. Jahrhunderts byzantinischer und gotischer Ornamentik. Höhe: 28 Meter Durchmesser: 4 Meter Achteckige Form 8 m in den Fels gegründet 4 Stockwerke im Innern 3 Galerien in 12, 18 und 24 Meter Höhe Wendeltreppe mit 120 Stufen Es wurden über 1.000 Einzelteile mit einem Gewicht von 70 Tonnen verbaut. Die Teile sind hauptsächlich zusammengesteckt und mit Blei verschlagen. | ![]() | |
![]() | Schrotholzhäuser Als Schrotholzhäuser werden alte Blockbauten in der Lausitzer Heide genannt, deren vollkantige Balken mit dem Schrotbeil (Breitbeil) behauen wurden. Die als Bauholz ausgewählten Kiefernstämme wurden drei bis vier Jahre vor dem Fällen unterhalb der Krone geringelt. In dem harzigen Holz des verkienten Stammes konnten sich keine Schädlinge halten. Oberlausitzer Schrotholzbauten besitzen völlig glatte Außenwände mit Verkämmerung bzw. Verblattung an den Kanten. Heute gibt es noch ca. 250 Schrotholzbauten, wie die Kirche in Sprey und den Erlichthof in Rietschen - eine kleine Siedlung historischer Schrotholzhäuser, die dem Tagebau weichen mussten und hierher umgesetzt wurden. | ||
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